Archiv nach Monaten: November 2015 - Seiten 3

Sanctuary Mountain, Blue Spring und der Halloweenabend

Nach einer sehr angenehmen Nacht wachte ich am nächsten Morgen mit Erkältung auf. Diese hält sich übrigens beharrlich… Was vermutlich daran liegt, dass ich versuche sie zu ignorieren und weg zu wandern. Mit Migräne funktioniert das ausgezeichnet: Morgens mit Kopfschmerzen aufstehen, einige Stunden wandern und weg sind sie. Ich war also optimistisch, mit der Erkältung genauso zu verfahren – aber leider verhielt die sich anders. Das würde ich aber erst im Laufe des Tages feststellen, der höchst ereignisreich war. Fangen wir mal an…

Nach dem Aufstehen haben Phil und ich noch etwas gequatscht, bevor er (wieder, es war nur seine Frühstückspause) zur Arbeit musste. Ich hatte also den ganzen Tag Zeit, irgendwas tolles zu unternehmen. Nach kurzer Recherche entschied ich mich für Mt Maungatautari, auch bekannt als Sanctuary Mountain (was ich mir zumindest viel leichter merken kann). Hier erstmal eine kleine Einschätzung der Maori-Sprache meinerseits: Warum nur muss alles (fast) gleich heißen – und das bei Orten, die direkt beieinander liegen?! Maungatautari und Maunganui oder zum Beispiel Rotorua, Rotoiti und Rotoma – ich bin andauernd verwirrt, weil ich gefühlt schon wieder an den selben Orten bin. Ganz zu schweigen von den diversen Blue und Green Lakes die mir nun über den Weg gekommen sind, selbst Wairere Falls habe ich nun schon zwei in unter 100km Entfernung zueinander entdeckt. Das ist so, als würde ich die ganze Zeit Äpfel und Birnen lesen… Nur mal als Äpfal und Brinen, Äplef und Birnun oder Äpflu und Birnie geschrieben. Okay, genug gejammert. Auf zum Sanctuary Mountain.

Der Sanctuary Mountain Maungatautari bietet mehrere geschützte Gebiete, in denen Pflanzen und Vögel ohne den schädlichen Einfluss der Pest-Tiere (also schädliche Tierchen) leben können. Dies wird dadurch erreicht, dass das Gebiet mit einem speziellen Zaun umzäunt wurde, unter dem die Tiere weder durch kriechen noch drüber klettern können. Oben befindet sich eine Rinne, über die die Tiere nicht hinweg klettern können und im unteren Bereich ragt der Zaun noch einige cm in die Erde (quasi umgeknickt, nicht einfach in die Tiefe). Bisher sind die Tiere noch nicht dahinter gekommen, einfach einige cm weiter hinten mit dem Buddeln anzufangen. Der Zaun wird regelmäßig überprüft und sofort repariert, sollte er mal beschädigt werden, z.B. durch einen umgestürzten Baum. Im Gebiet des Berges gibt es 3 verschiedene Bereiche, die so abgezäunt wurden, wobei nur der südliche „touristisch aufbereitet“ wurde.

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So funktioniert also der Zaun: Oben eine abgerundete Rinne, über die die Tiere nicht klettern können und unten ein Zaun im Boden, unter dem sie nicht durch buddeln können.

Durch die fellfreie Zone können Pflanzen wieder wachsen, die in letzter Zeit stark durch die verschiedenen Tiere wie Opossums und Marder bedroht werden. Auch verschiedene Vogelarten haben sich in diesem Gebiet wieder angesiedelt, z.B. gibt es dort Kiwis (die ich aber Dank Nachtaktivität bisher nicht gesehen habe). Eine sympathische Mitarbeiterin erklärte mir die Funktionsweise des Zauns und ich war gerne bereit, hier ein paar Dollar Eintritt zu lassen und das Projekt zu unterstützen – auch wenn man sich ohne zu bezahlen hinein mogeln könnte, wie ich später festgestellt habe.

Als ich dann im Schutzgebiet war, fiel vor allem eines auf: Das unendlich laute Vogelzwitschern, das aus allen Ecken zu hören war. Anderen Menschen bin ich fast nicht begegnet, so dass mir ein ruhiger, besinnlicher Spaziergang bevorstand. Die Pflanzen waren typisch für Neuseeland, es gab jedoch Info-Tafeln, die mir endlich einmal die verschiedenen Bäume und Farne benannten und beschrieben. Schnell entwickelte sich der Gedanke, eine „kleine“ Pflanzen-und-Vögel-Bildergalerie zu erstellen, so dass ich alles mögliche fotografierte. (Diese folgt zu einem späteren Zeitpunkt, sonst werde ich mit diesem Beitrag nie fertig!)

Es gab auch eine Aussichtsplattform (von der aus man nicht viel sehen konnte), auf die ich mich trotz Höhenangst hoch wagen musste. Jemand anderes war ja zum Glück nicht da, also die „Maximum 20 People“ mussten mich nicht beunruhigen – wohl aber das „Flexible“ und „Some Movement“. Todesmutig wie ich bin, habe ich es tatsächlich hoch (und auch wieder regulär runter) geschafft. Und in Wahrheit habe ich auch von dem Bewegen wenig gespürt. Es war also halb so wild.

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Beruhigendes Schild am Fuße einer Aussichtsplattform. Yay…

In der Nähe der Aussichtsplattform befand sich außerdem ein Platz, an dem 3 mal die Woche eine Vogelfütterung statt findet (Samstag war natürlich kein Füttertag). Obwohl nur wenige Vögel tatsächlich angeflogen kamen, war dies ein schöner Ort, um mal ein bisschen Sonne zu tanken, auszuruhen und den Vögeln beim Zwitschern zu lauschen. Wer mag, kann sich gerne auch mal ein paar Sekunden beschallen lassen 🙂

Nach diesem erholsamen Spaziergang habe ich mich aus dem Schutzgebiet verabschiedet und mich noch kurz in der direkten Umgebung umgeschaut. Es gibt einen Wanderweg über den Berg, der allerdings mehrere Stunden Zeit in Anspruch nehmen würde. Da ich mittlerweile mit Amy vereinbart hatte, abends mit zur Halloween-Party zu kommen, blieb mir diese Zeit nicht – und allgemein fühlte ich mich auch sehr matt, nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für eine echte Wanderung. Ich hatte allerdings noch einen weiteren Plan: Blue Spring – eine Quelle, aus der rund 70% des neuseeländischen Trinkwassers stammen. Dies lag halbwegs auf meinem Rückweg (natürlich mit Absicht so geplant), so dass ich pünktlich zu Halloween zurück sein würde.

Für Blue Spring gibt es zwei Parkplätze: Whites Road und Leslie Road. Leslie Road ist näher am Blue Spring, allerdings mag ich ja Wanderungen, so dass ich zunächst am Whites Road Parkplatz anhielt. Dort lungerte allerdings ein komisches Kind bei den Autos herum. Es sah so aus, als versuchte der Junge, die Autotüren zu öffnen. Da an jedem Parkplatz immer wieder etwas von Dieben steht, hatte ich ein sehr mulmiges Gefühl und traute mich nicht so recht vom Parkplatz weg. Nachdem ich noch einige Minuten am Wasser saß, das Kind aber weiter dort alleine blieb, habe ich mich letztendlich entschieden, doch zur Leslie Road zu fahren und dort zu parken. Und siehe da: Keine Kinder.

Der Blue Spring Fluss sieht wirklich toll aus: Super klares Wasser, das das ganze Jahr bei 11°C Wassertemperatur liegt und an den Ufern überall Grün. Man kann tatsächlich im Fluss baden (und es kamen sogar einige Kinder an, die so mutig waren) – ich hab aber nicht mal den Finger rein gesteckt. Ich bin gut die halbe Strecke zum Whites Road Parkplatz gelaufen (am Loop Track bin ich umgekehrt), allerdings fehlte mir bis dahin immer noch die „Belohnung“, die es normalerweise bei einer Wanderung gibt. Es sah alles beeindruckend aus, gab leider keinen besonderen Aussichtspunkt und hat somit irgendwie ein Gefühl von „etwas fehlt“ hinterlassen. Als ich mich gerade auf den Rückweg machte, traf ich eine Gruppe Chinesen, mit denen ich mich austauschte und somit einen sehr unterhaltsamen Rückgweg hatte. Mir war schon aufgefallen, dass es außergewöhnlich viele Chinesen in Neuseeland gibt und nun weiß ich auch, warum: Neuseeland ist das einzige Land, das Working Holidays für Chinesen anbietet (zukünftig wird auch Australien ein Visum für Chinesen anbieten). Sie haben also quasi gar keine andere Wahl, wenn sie Work & Travel machen wollen. Mir wurden außerdem die McLaren Falls empfohlen, um mir Glühwürmchen anzuschauen. Am Parkplatz angekommen, verabschiedeten wir uns und ich fuhr zurück nach Rotorua, um gerade noch pünktlich zum Halloween-Abend zu kommen.

Kaum zu Hause, ging es also gleich weiter Richtung Halloween-Veranstaltung (nein, ich habe mich nicht verkleidet, aber zumindest die Mädels waren verkleidet). Eigentlich wollten wir die Veranstaltung in Rainbow Springs besuchen (dort gibt es diverse Vögel und vor allem Kiwis), allerdings war die Schlange so lang, dass wir nicht einmal sicher waren, ob wir vor Veranstaltungsende hinein kommen würden. Viele nutzten daher die Alternative Minigolf, bei der auch wir uns anschlossen. Auf dem Minigolf-Gelände gab es übrigens reichlich Kaninchen – warum auch immer, aber sie waren putzig wie sie so durch die Gegend hoppelten, manchmal auch über die Bahnen. So spielten die Kids eine Runde Minigolf und obwohl alle etwas traurig waren, dass der Rainbow-Springs-Abend ins Wasser gefallen war, war es doch ganz schön. Auf dem Heimweg gab es dann tatsächlich noch McDonalds Essen, was die Kids sehr erfreute und tatsächlich fand ich den Big Mac leckerer als in Deutschland.

Wow, das war ein langer Tag! Da ich mich echt nicht mehr fit fühlte, huschte ich auch alsbald ins Bett und schlief wie ein Stein.

Huch, da hätte ich doch fast Google Maps vergessen…

Sanctuary Mountain:

Blue Spring:

Abenteurerschrecken Regenschauer und der Geheimtipp Wairere Falls

Donnerstag waren starke Regenschauer angekündigt, die allerdings erst am Abend einsetzten. Ich habe mich Dank enormem Muskelkater trotzdem zu einem Entspannungstag zu Hause entschieden und erwartungsvoll dem Regen entgegen gefaulenzt. Muss ja auch mal sein! Hätte ich direkt eine Couchsurfing-Möglichkeit für Tauranga gefunden, wäre ich auch gleich Donnerstag aufgebrochen – aber leider habe ich überall nur Absagen erhalten und mich letztendlich entschieden, mich doch mit einen anderen Ort anzufreunden. Mein erster Request wurde direkt und schnell beantwortet und so ging es Freitag Richtung Matamata. Phil, mein Host für die Nacht, musste bis 19 Uhr auf dem Hof arbeiten (er lebt auch direkt dort), so dass ich tagsüber seiner Empfehlung gefolgt bin, mir die Wairere Falls anzuschauen. Hobbiton, was auch direkt dort in der Nähe ist, war mir mit $75 einfach zu teuer und letztendlich sieht die ganze Landschaft in der Region aus wie das Auenland, nur für ein paar Hobbit-Häuser ist mir das wirklich zu viel Geld (insbesondere da die Mühle renoviert wird und der Teich dementsprechend leer ist und laut Bewertungen keinen schönen Anblick darstellt).

Die Wairere Falls sind mein absoluter „Geheimtipp“ geworden. Endlich mal eine Wanderung, die auch eine Wanderung und nicht nur ein Spaziergang war! Es war großartig. Man wandert einen Berg hinauf, über diverse Holztreppen und -brücken bis zum unteren Wasserfall. Der ist zwar in einiger Entfernung, man kann nicht wirklich nah heran – der Anblick ist dennoch toll. Auf dem Weg zum ersten Aussichtspunkt (den am unteren Wasserfall) überquert man regelmäßig den Fluss, der da „fällt“. 🙂 Alles ist wundervoll grün und immer wieder tropfen rechts oder links von einem kleine Rinnsale von den steilen Wänden. Einfach toll.

Die Strecke bis zum unteren Wasserfall war bereits ziemlich herausfordernd zu wandern – ich habe ausnahmsweise mal etwas länger für den Weg gebraucht als angegeben, weil ich immer wieder kurz Pause machen musste. Vom unteren Wasserfall zum oberen ist die zu unternehmende Anstrengung allerdings noch größer, hier musste ich teilweise richtige Steinklumpen hoch „hüpfen“, durch den Regen war der Boden oft matschig und rutschig und meine Ausdauer war völlig am Ende. Uff! Der Weg hat sich allerdings gelohnt – von der Klippe aus hat man eine wundervolle Sicht über die Region und ich hab mich richtig aktiviert und quicklebendig gefühlt. Der Fluss ist vor dem Wasserfall breit, recht ruhig und nicht sehr tief (ich war versucht über die Steine zu hüpfen, habe es dann aber doch sein lassen), am Wasserfall selbst wirkt er plötzlich schon viel energischer. Und ich musste nun doch mal mit der Wasserfestigkeit meiner Schuhe experimentieren und einen Fuß ins Wasser halten – er ist tatsächlich trocken geblieben. Zum Glück, das wäre ja was gewesen – den ganzen Weg mit nassen Schuhen runter zu laufen…

Nachdem ich den Wasserfall ausgiebig betrachtet habe, bin ich noch etwas auf dem Berggipfel herum geschlendert. Von der Spitze aus gibt es noch einen Wanderweg, der angeblich Richtung Tauranga führt. Da ich zeitlich etwas unter Druck war, habe ich diesen ausnahmsweise mal nicht ausprobiert und mich statt dessen auf den Rückweg gemacht. Auch den alten Maori-Pfad habe ich schweren Herzens ignoriert, da dieser nicht mehr gepflegt wird, steil und teils schlecht zugänglich ist und der Regen am Morgen den Boden ja eh schon aufgeweicht hatte. Diese Entscheidung bewahrte mich allerdings nicht vor einem Klatscher – ich bin doch tatsächlich auf einer nassen Wurzel ausgerutscht, fast vom Berg gefallen (ich übertreibe etwas) und hab mich dabei ziemlich schmerzhaft aber zum Glück nicht wirklich dauerhaft verletzt. Einen schönen blauen Fleck am Unterarm kann ich aber noch vorweisen. 🙂

Mit nun schön schmuddeligen Klamotten habe ich mich auf den Weg zu Phil gemacht, wo ich gegen halb 7 ankam und ein leckeres Bier getrunken habe. Zum Essen gab es recht ansehnliche Spaghetti Bolognese, danach haben wir noch Kung-Fu Panda geschaut und uns über diverse interessante Themen unterhalten. Ich wurde zum Beispiel über das bevorstehende Rugby-Finalspiel aufgeklärt, das für die Neuseeländer so ist, wie das WM-Finale für uns, wenn Deutschland dabei ist. Danach – es war mittlerweile 23:30 Uhr und ich bin unter größter Anstrengung nicht beim Fernsehen eingeschlafen – ging es ins Bett, der Tag war ja erlebnisreich genug. Für den nächsten Tag hatte ich noch nichts geplant, war aber optimistisch dass ich etwas tolles finden würde. Na dann: Gute Nacht!


Wairere Falls:


Couchsurfing-Unterkunft:

Ein Stadtbummel durch den Kuirau Park und das Vulkantal Waimangu

Am Mittwoch konnte ich endlich einmal die Webseite „bookme“ ausprobieren. Dort gibt es diverse touristische Angebote für teilweise erheblich weniger Geld und so habe ich Waimangu für nur $18 statt $36 besuchen können – und den Preis war es definitiv wert! Die Buchung selbst war denkbar einfach: Man sucht sich einen Tag und eine Uhrzeit aus, zu der es den günstigeren Preis gibt (hier gibt es verschiedene Abstufungen, zB 50% oder auch nur 25% oder 10% Rabatt, vermutlich je nach Auslastung). Tag und Uhrzeit aus einer Tabelle auswählen, anklicken, die persönlichen und Bezahldaten eingeben und fertig. Man erhält eine E-Mail zur Bestätigung, die man bei der Kasse vorlegen soll. Dank meiner Debitkarte (die zumindest Online wie eine Kreditkarte genutzt werden kann) ist hier alles angenehm leicht zu erwerben.

Die Kontoabrechnung ist in Neuseeland (vielleicht aber auch nur bei der Westpac-Bank) übrigens grausam, dort steht mitunter einfach nur ein Betrag mit Datum, ohne Verwendungszweck oder Angaben des Empfängers. Ich habe gestern mit immer größer werdender Panik überlegt, wo diese $16 Kreditabbuchung her kommt bis mir nach 10 Minuten endlich einfiel, dass das die Aufladung meiner Handykarte war. Grausig. Bei manch anderen Abbuchungen steht immerhin noch der Name des Empfängers dabei, so dass eine Zuordnung im nachhinein möglich ist.

So, nun kommen wir aber endlich zu den tatsächlichen Erlebnissen am Mittwoch. Zunächst einmal habe ich Reegan zur Tagesmutter gebracht. Der Weg dorthin ist zum Glück kurz, denn als wir dort ankamen stellte Carryn eine sehr interessante Frage: „Reegan, wo sind denn deine Schuhe?!“. Es hat also niemand mitbekommen, dass Reegan einfach keine Schuhe an hatte. Na prima! Man war das peinlich… Ich bin schnell nochmal zurück gefahren um Schuhe zu holen bevor ich dann in Richtung Stadtzentrum aufgebrochen bin. Eigentlich wollte ich dort eine IRD Nummer beantragen, leider braucht man dafür aber nicht nur ein neuseeländisches Konto und einen Adressnachweis sondern auch ein Dokument, das die deutsche Steuernummer bestätigt. Warum habe ich nun nicht verstanden, aber ich wurde wieder weggeschickt und werde nun keine Nummer beantragen weil ich eh nicht für Geld arbeiten werde. Hat doch auch was gutes für sich. 🙂

Nach dieser Pleite waren immer noch 1.5 Stunden Zeit, bevor ich Waimangu offiziell betreten durfte (ich hätte theoretisch auch eine Stunde vor offiziellem Beginn dort sein dürfen, aber wenn man schon mal Zeit hat kann man ja auch etwas sinnvolles mit der Zeit anfangen). Ich bin zwar schon oft dran vorbei gefahren aber tatsächlich nicht drin gewesen: Der Kuirau Park ist ein öffentlich zugänglicher Park mit diversen geothermischen Aktivitäten. Er ist recht klein, man kann perfekt eine Stunde Zeit dort verbringen ohne etwas zu verpassen oder sich zu langweilen. Da es morgens recht kühl war, dampften die Quellen so vor sich hin – ein durchaus spektakulärer Anblick. Im Park gab es sogar die Möglichkeit, sich hinzusetzen und die Füße heiß zu baden, was sogar einige Menschen taten. Ich hatte kurz überlegt mich dazu zu setzen, habe mich dann aber doch zu beobachtet gefühlt und darauf verzichtet. Einziges Manko am Park: Es scheint, dass sie dort immer irgendwas bauen und machen. Sagte zumindest Amy. Als ich da war, wurde gerade ein Weg neu gemacht und der Park lautstark gesäubert. Hat die Idylle doch etwas getrübt. 😀

Während ich so durch den Park spaziert bin, bot sich ein kleines Telefonat nach Deutschland an. Marco war ja noch wach und Dank Hangouts kostet das Telefonieren nur ein paar MB von meinem erschwinglichen Datentarif, vor allem im Gegensatz zu den horrenden Telefonkosten die nach Deutschland anfallen. Ich bin so froh, hier immer erreichbar zu sein – das macht das Reisen viel leichter (Google Maps ist mein Freund aber auch die Webseite des DoC – Department of Conservation – das so ziemlich jeden Wanderweg toll beschreibt). Und die Erreichbarkeit verhindert auch allzu großes Heimweh sehr effizient!

Nach meinem Spaziergang (es blubberte und brodelte überall ganz lustig – beeindruckt haben mich aber vor allem die Enten die tatsächlich in einigen Teichen schwammen) war es Zeit, nach Waimangu aufzubrechen. Der Weg war im Prinzip der gleiche wie am Vortag. Mir fiel aber diesmal tatsächlich der erste fest installierte Blitzer am Straßenrand auf. Scheinbar verlangt mir das Autofahren in Neuseeland langsam keine große Anstrengung mehr ab. Großartig!

Die Strecke führte mich zuerst wieder über den State Highway, die letzten 10km holperte ich dann allerdings über eine entzückende kleine Landstraße mit diversen Kurven und einer auenländischen Landschaft: kleine Hügelchen soweit das Auge blicken konnte, diverse Kühe und Schafe auf den Feldern und zwischendrin immer mal wieder ein kleines Häuschen mit diesen niedlichen kleinen Briefkästen an der Auffahrt. Als ich dann an der Kasse in Waimangu ankam, wurde ich Dank meines gezückten Telefons schon gleich als „Frau H.“ identifiziert und freundlich begrüßt. Das ging ja wirklich viel leichter als gedacht. Ich erhielt eine tolle kleine Wanderkarte, die die diversen Sehenswürdigkeiten auflistete. Außerdem konnte man mit dem taleigenen Bus fahren, was ich mir für die Rückfahrt auch vorgenommen hatte. Es ist also doch ein gravierender Unterschied zwischen den kostenlosen Wanderwegen und den zu bezahlenden zu sehen. Also dann, auf ins Abenteuer!

Auf dem Weg erwartete mich natürlich wieder ein dschungelartiges Ambiente. Sehr schnell kam ich an den ersten Kratersee (Southern Crater), von dem jede Menge Kröten lautstark zu mit herauf quakten. Der See an sich war gar nicht so beeindruckend, aber dem Konzert habe ich doch gerne für einen kleinen entspannenden Moment zugehört, bevor mich mein Weg weiter durch das Tal führte. Man konnte es bereits überall dampfen sehen (ich hatte wirklich einen perfekten Tag erwischt) und ich kam schnell zum nächsten See (Echo Crater). Mein Weg führte mich den See entlang, über kleine entzückende Holzbrücken, an einem Wasser und Dampf spuckenden natürlichen Springbrunnen entlang, hoch zu dem nächsten der vielen vulkanischen Seen (Inferno Crater). Dieser hatte wieder einmal wunderschön blaues Wasser und führte relativ viel Wasser und schien vielleicht eine Woche vor seinem regelmäßigen Überlauf zu stehen (alle 5-7 Wochen wiederholt sich der Spaß… volllaufen, über- und leerlaufen und wieder volllaufen, wobei dies einen Unterschied von rund 8m Tiefe ergibt).

Direkt danach ging es auf den kleinen Wanderweg über den Bergkamm (dieser Weg war zwar erheblich anstrengender als die sonstigen Wege dort, aber trotzdem keinerlei Herausforderung… Muskelkater suchte mich dennoch heim). Leider konnte ich nicht so viel von der Umgebung sehen wie gehofft, allerdings hatte ich eine schöne Aussicht auf den See, der das Ende der Wanderung durch Waimangu darstellte. Im See waren früher einmal die Pink and White Terraces, die durch den Vulkanausbruch 1886 zerstört wurden, bis dahin aber als Naturwunder zählten und auch zum Baden genutzt wurden. Das gesamte Waimangu-Tal ist in Folge des Vulkanausbruchs entstanden. Vorher waren hier Hügellandschaften ohne vulkanische bzw. geothermale Aktivitäten. Die Terrassen sind vollständig im See versunken.

Da ich nichts verpassen wollte, bin ich nach der Überwanderung noch einmal den „regulären“ Laufpfad zurück gegangen, was sich als eine gute Wahl heraus stellte – ich hätte sonst einige schöne Dinge nicht gesehen. Blöd nur, dass ich dann auch wieder zurück zurück musste und nun bereits alles kannte. Ich hatte nun etwa die Hälfte der Strecke durch Waimangu hinter mich gebracht, es blieben allerdings nur noch wenige Sehenswürdigkeiten übrig, so dass mich zumindest das letzte Drittel des Weges doch etwas enttäuscht hat. Es gab nochmal eine schöne Sicht auf einige Terrassen (die wohl den Pink and White Terraces sehr gleichen, nur eben viel kleiner sind) aber das war es dann auch schon fast. Auch der See am Ende hat mich nicht umgehauen und da ich den Bus zurück gerade um 2 Minuten verpasst hatte, saß ich nun 50 Minuten am See und wartete auf den nächsten (in der Zeit hätte ich zwar vermutlich auch zurück laufen können, aber ich wollte mir die Busfahrt nicht entgehen lassen). Obwohl das Wetter recht gut war, wurde es irgendwann doch recht kalt. Und ich habe die Bekanntschaft mit etwas ganz garstigem gemacht: Sandmücken.

Zuerst war ich etwas irritiert über die Vielzahl kleiner schwarzer Fliegen, die unseren Obstfliegen sehr ähnlich sahen. Irgendwann spürte ich allerdings einen seltsamen Schmerz am Bein und erblickte mehrere kleine Stellen, die nach Stichen aussahen. Ich war irritiert, Mücken hatte ich gar nicht gesehen. Die kleinen Obstfliegen? Ich wartete, bis sich die nächste auf mein Bein setzte und als es zwickte versuchte ich sie wegzuschnippen – leider hing ihr blutrünstiges Gebiss noch in meinem Bein fest, so dass ich ein zweites mal energischer schnippsen musste, bis sie endlich weg war. 😀 Und tatsächlich: Bissspuren. Die fingen recht schnell an, auf enorme Größe anzuschwellen und juckten vereinzelt. Abends habe ich recherchiert, was mich da gebissen hat und bin so auf die Spur der Sand Flies gestoßen (sie kommen langsam auch nach Deutschland, allerdings als gelbe Sorte). Eine Woche später sehe ich immer noch furchtbar an den Beinen aus, ich gehöre also zu den Menschen die doch ziemlich stark auf diese netten Gesellen reagieren. Ich bin nun also gewarnt. Bleibt mir fern ihr Biester!

Die Busfahrt zurück bot nochmal einige interessante Ausblicke, die man vom Wanderweg aus so nicht hatte. Im abschließenden kleinen Shopbummel habe ich meine ersten beiden Souvenirs gekauft – einen kleinen Schafmagneten für meine Souvenir-Magnet-Sammlung und einen Anstecker für Juliane, weil der mich so schön an die Wandermarke erinnert hat, die ich von ihr geschenkt bekam. Yay, Geschenke!!

Nun musste ich mich aber ganz schon beeilen, Addison noch rechtzeitig von der Schule abzuholen und zum Tanzunterricht zu bringen bevor ich dann nach Hause fuhr und nach einer Unterkunft für Tauranga suchte, um dort mein Wochenende zu verbringen. Schon mal vorweg: ich fand keine freie Couch und bin statt dessen in Matamata gelandet. Davon aber mehr im nächsten Beitrag.


Und noch schnell die Google Maps Info:

Postkarte zu verschenken!

Ich biete eine (zusätzliche) Postkarte für einen süßen, lustigen, netten Kommentar. Bis zum 8. November habt ihr Zeit mich mit etwas Tollem oder Gemeinem zu erheitern, aus den Kommentaren wähle ich dann einen aus der mit Postkarte belohnt wird x)

Warum? Weil ich endlich einen Kommentar haben mag! Niemand traut sich!! Das macht mich traurig 🙁 Also loooos, so mache man mich glücklich. 🙂

Nun noch ein kleines Statusupdate. Ich weiß, ich hänge fast eine ganze Woche mit den Berichten hinterher. Es dauert einfach sooooo lange, die Bilder zu sortieren und die Beiträge zu verfassen. Ich bin fast jeden Tag extrem beschäftigt und dauernd unterwegs, aber ich gebe mir Mühe, nicht noch weiter zurück zu fallen. Was erwartet euch in den nächsten Tagen an Berichten und Bildern? Am Mittwoch war ich in Waimangu, einem Vulkantal. Donnerstag hat es geregnet und ich hatte dermaßen Muskelkater, dass ich mal einen ganz entspannten Tag zu Hause gemacht habe, bevor es Freitag und Samstag auswärts ging. Ich habe eine Nacht Couchsurfing in der Nähe von Matamata gemacht und mir dort tolle Dinge angeschaut. Samstag ging die geplante Halloweenparty etwas in die Hose und Sonntag lagen sowohl Addison als auch ich mit Erkältung flach. Heute, also am Montag, mache ich mich auf den Weg nach Tauranga, Anfang nächster Woche mache ich ein paar Tage Urlaub in Taupo und dann ist der erste Monat auch schon fast um. Plötzlich rast die Zeit, ich habe mir mittlerweile einen Tagesplan gemacht damit ich überhaupt noch alles schaffe, was ich gerne sehen möchte und musste sogar schon die ersten Dinge streichen. Ab dem 22. November bin ich dann für zwei Wochen in einem Hostel auf der Südinsel und danach (ich habe nicht mal eine Woche Zeit um entspannt einen Wagen von der Süd- zur Nordinsel zurückzuführen) kommt auch schon der liebe Marco bei mir an. Ich freu mich!! Ich habe allerdings das Gefühl, es gibt so viel zu tun, so wenig Zeit und noch so viel zu planen! Hach ist das alles verrückt. So und nun bereite ich mich für Tauranga vor. Bis bald!

Rainbow Mountain und Kerosene Creek

Dienstag war es endlich so weit – meine erste große Wanderung startete. Hinauf auf den Rainbow Mountain, wieder hinunter und weiter zur heißen Quelle „Kerosene Creek“. Das Wetter war erstmalig so richtig großartig, ich konnte sogar eine halbkurze (oder halblange) Hose anziehen und hab trotzdem nicht gefroren.

Der Rainbow Mountain Summit Track ist eine 2,5km (bis zur Spitze) lange Wander- aber vor allem auch Mountainbiking-Strecke. Der Weg ist sehr schmal, ich war verwundert wie man dort mit einem Mountainbike hoch kommt, aber es gab tatsächlich diverse Fahrradspuren. Bevor es bergauf geht, kann man erst einmal einen kleinen Kratersee bewundern. Die Wanderung ansich war ziemlich anstrengend Dank der heftig steilen Steigung – aber recht kurz. Ich hatte noch gar nicht damit gerechnet, da war ich schon oben (allerdings mit krebsrotem Gesicht). Die Aussicht war wunderbar, man konnte einmal komplett 360° um sich herum schauen. Auf der Bergspitze war außerdem ein kleines Häuschen, das zur Suche nach Waldbrand aber auch als Ausguck genutzt wird. Der Herr, der dort arbeitete, war sehr freundlich und hat mir einige interessante Dinge über seinen Job und die Umebung erzählt. Außerdem hat er jeden Besucher seit 2011 fotografiert und auf seiner facebook-Seite ausgestellt. Ich bin dort nun auch verewigt (und herrje, habe ich ein rotes Gesicht).

Krebsrot im Rainbow Mountain Lookout (so bin ich nun für immer auf der facebook-Seite verewigt 😀 Sonne und Anstrengung sei Dank!

Nachdem ich die Bergspitze erklommen hatte, ging es auf dem selben Weg zurück wie hoch. Für Mountainbikes hätte es eine neue Strecke bergabwärts gegeben, die aber leider nicht für Wanderer freigegeben war. Vermutlich, damit man als Fußgänger nicht von herunterrasenden Fahrrädern umgefahren wird (die für Wanderer verfügbare Strecke ist nämlich für Mountainbiker nur bergauf zu befahren). Angenehm an der Wanderung war vor allem, dass kaum eine Menschenseele zu sehen war. Ich habe gerade mal 3 andere Menschen während der kompletten Wanderung gesehen – sowohl auf der Hin- als auch auf der Rücktour. Lediglich der Kerosene Creek (eine weitere Wanderung von 3,5km bis zur Ankunft stand mir bevor) war sehr voll mit Menschen – hier gabs natürlich auch Deutsche (im Ernst… Ist eigentlich jeder Deutsche geklont irgendwo im Ausland?! Sie sind überall!!). Ich hab mich still und unauffällig verhalten und habe meine Füße im wundervoll warmen Wasser gebadet — Badesachen hatte ich natürlich vergessen, ich Schussel. Die Wassertemperatur lag vermutlich irgendwo zwischen 38 und 40°C, es war angenehm warm aber im ersten Moment schon fast zu warm. Wie eine frisch eingelassene Badewanne. Und fast wie im Himmel 🙂

Den Kerosene Creek musste ich nun hinter mir lassen und zurück zum Auto trödeln, um zum Abendessen zu Hause zu sein. Es gab jedoch noch ein entscheidendes Manko bei dieser Wanderung: Die Flora in der Gegend war nicht so beeindruckend wie an vielen anderen Orten und ich empfand vor allem das andauernde Geräusch von vorbeifahrenden lauten Autos als störend (beim Kerosene Creek war das nicht zu hören, wohl aber beim Wandern – der State Highway Dank geringer Entfernung wirklich stark zu hören, zum Glück aber wenigstens nicht zu sehen). Alles in allem hat sich der Ausflug aber doch sehr gelohnt und ich hab mich schön bewegt gefühlt. Und immerhin war es kostenlos und dafür wirklich toll!

Noch ein kleines Detail: Interessant finde ich, wie nah hier alles beisammen ist: Waimangu (da gehts morgen – Mittwoch – hin), Rainbow Mountain und Wai-o-Tapu. Habe das Foto extra etwas größer skaliert gelassen, damit man es halbwegs erkennen kann 🙂 (Klick es an! Dann wird es toll groß. Fällt übrigens noch jemandem auf, dass die Wanderstrecken rauf und um den Rainbow Mountain zusammen wie ein Herz aussehen?)
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