Am Mittwoch konnte ich endlich einmal die Webseite „bookme“ ausprobieren. Dort gibt es diverse touristische Angebote für teilweise erheblich weniger Geld und so habe ich Waimangu für nur $18 statt $36 besuchen können – und den Preis war es definitiv wert! Die Buchung selbst war denkbar einfach: Man sucht sich einen Tag und eine Uhrzeit aus, zu der es den günstigeren Preis gibt (hier gibt es verschiedene Abstufungen, zB 50% oder auch nur 25% oder 10% Rabatt, vermutlich je nach Auslastung). Tag und Uhrzeit aus einer Tabelle auswählen, anklicken, die persönlichen und Bezahldaten eingeben und fertig. Man erhält eine E-Mail zur Bestätigung, die man bei der Kasse vorlegen soll. Dank meiner Debitkarte (die zumindest Online wie eine Kreditkarte genutzt werden kann) ist hier alles angenehm leicht zu erwerben.
Die Kontoabrechnung ist in Neuseeland (vielleicht aber auch nur bei der Westpac-Bank) übrigens grausam, dort steht mitunter einfach nur ein Betrag mit Datum, ohne Verwendungszweck oder Angaben des Empfängers. Ich habe gestern mit immer größer werdender Panik überlegt, wo diese $16 Kreditabbuchung her kommt bis mir nach 10 Minuten endlich einfiel, dass das die Aufladung meiner Handykarte war. Grausig. Bei manch anderen Abbuchungen steht immerhin noch der Name des Empfängers dabei, so dass eine Zuordnung im nachhinein möglich ist.
So, nun kommen wir aber endlich zu den tatsächlichen Erlebnissen am Mittwoch. Zunächst einmal habe ich Reegan zur Tagesmutter gebracht. Der Weg dorthin ist zum Glück kurz, denn als wir dort ankamen stellte Carryn eine sehr interessante Frage: „Reegan, wo sind denn deine Schuhe?!“. Es hat also niemand mitbekommen, dass Reegan einfach keine Schuhe an hatte. Na prima! Man war das peinlich… Ich bin schnell nochmal zurück gefahren um Schuhe zu holen bevor ich dann in Richtung Stadtzentrum aufgebrochen bin. Eigentlich wollte ich dort eine IRD Nummer beantragen, leider braucht man dafür aber nicht nur ein neuseeländisches Konto und einen Adressnachweis sondern auch ein Dokument, das die deutsche Steuernummer bestätigt. Warum habe ich nun nicht verstanden, aber ich wurde wieder weggeschickt und werde nun keine Nummer beantragen weil ich eh nicht für Geld arbeiten werde. Hat doch auch was gutes für sich. 🙂
Nach dieser Pleite waren immer noch 1.5 Stunden Zeit, bevor ich Waimangu offiziell betreten durfte (ich hätte theoretisch auch eine Stunde vor offiziellem Beginn dort sein dürfen, aber wenn man schon mal Zeit hat kann man ja auch etwas sinnvolles mit der Zeit anfangen). Ich bin zwar schon oft dran vorbei gefahren aber tatsächlich nicht drin gewesen: Der Kuirau Park ist ein öffentlich zugänglicher Park mit diversen geothermischen Aktivitäten. Er ist recht klein, man kann perfekt eine Stunde Zeit dort verbringen ohne etwas zu verpassen oder sich zu langweilen. Da es morgens recht kühl war, dampften die Quellen so vor sich hin – ein durchaus spektakulärer Anblick. Im Park gab es sogar die Möglichkeit, sich hinzusetzen und die Füße heiß zu baden, was sogar einige Menschen taten. Ich hatte kurz überlegt mich dazu zu setzen, habe mich dann aber doch zu beobachtet gefühlt und darauf verzichtet. Einziges Manko am Park: Es scheint, dass sie dort immer irgendwas bauen und machen. Sagte zumindest Amy. Als ich da war, wurde gerade ein Weg neu gemacht und der Park lautstark gesäubert. Hat die Idylle doch etwas getrübt. 😀
Während ich so durch den Park spaziert bin, bot sich ein kleines Telefonat nach Deutschland an. Marco war ja noch wach und Dank Hangouts kostet das Telefonieren nur ein paar MB von meinem erschwinglichen Datentarif, vor allem im Gegensatz zu den horrenden Telefonkosten die nach Deutschland anfallen. Ich bin so froh, hier immer erreichbar zu sein – das macht das Reisen viel leichter (Google Maps ist mein Freund aber auch die Webseite des DoC – Department of Conservation – das so ziemlich jeden Wanderweg toll beschreibt). Und die Erreichbarkeit verhindert auch allzu großes Heimweh sehr effizient!
Nach meinem Spaziergang (es blubberte und brodelte überall ganz lustig – beeindruckt haben mich aber vor allem die Enten die tatsächlich in einigen Teichen schwammen) war es Zeit, nach Waimangu aufzubrechen. Der Weg war im Prinzip der gleiche wie am Vortag. Mir fiel aber diesmal tatsächlich der erste fest installierte Blitzer am Straßenrand auf. Scheinbar verlangt mir das Autofahren in Neuseeland langsam keine große Anstrengung mehr ab. Großartig!
Die Strecke führte mich zuerst wieder über den State Highway, die letzten 10km holperte ich dann allerdings über eine entzückende kleine Landstraße mit diversen Kurven und einer auenländischen Landschaft: kleine Hügelchen soweit das Auge blicken konnte, diverse Kühe und Schafe auf den Feldern und zwischendrin immer mal wieder ein kleines Häuschen mit diesen niedlichen kleinen Briefkästen an der Auffahrt. Als ich dann an der Kasse in Waimangu ankam, wurde ich Dank meines gezückten Telefons schon gleich als „Frau H.“ identifiziert und freundlich begrüßt. Das ging ja wirklich viel leichter als gedacht. Ich erhielt eine tolle kleine Wanderkarte, die die diversen Sehenswürdigkeiten auflistete. Außerdem konnte man mit dem taleigenen Bus fahren, was ich mir für die Rückfahrt auch vorgenommen hatte. Es ist also doch ein gravierender Unterschied zwischen den kostenlosen Wanderwegen und den zu bezahlenden zu sehen. Also dann, auf ins Abenteuer!
Auf dem Weg erwartete mich natürlich wieder ein dschungelartiges Ambiente. Sehr schnell kam ich an den ersten Kratersee (Southern Crater), von dem jede Menge Kröten lautstark zu mit herauf quakten. Der See an sich war gar nicht so beeindruckend, aber dem Konzert habe ich doch gerne für einen kleinen entspannenden Moment zugehört, bevor mich mein Weg weiter durch das Tal führte. Man konnte es bereits überall dampfen sehen (ich hatte wirklich einen perfekten Tag erwischt) und ich kam schnell zum nächsten See (Echo Crater). Mein Weg führte mich den See entlang, über kleine entzückende Holzbrücken, an einem Wasser und Dampf spuckenden natürlichen Springbrunnen entlang, hoch zu dem nächsten der vielen vulkanischen Seen (Inferno Crater). Dieser hatte wieder einmal wunderschön blaues Wasser und führte relativ viel Wasser und schien vielleicht eine Woche vor seinem regelmäßigen Überlauf zu stehen (alle 5-7 Wochen wiederholt sich der Spaß… volllaufen, über- und leerlaufen und wieder volllaufen, wobei dies einen Unterschied von rund 8m Tiefe ergibt).
Direkt danach ging es auf den kleinen Wanderweg über den Bergkamm (dieser Weg war zwar erheblich anstrengender als die sonstigen Wege dort, aber trotzdem keinerlei Herausforderung… Muskelkater suchte mich dennoch heim). Leider konnte ich nicht so viel von der Umgebung sehen wie gehofft, allerdings hatte ich eine schöne Aussicht auf den See, der das Ende der Wanderung durch Waimangu darstellte. Im See waren früher einmal die Pink and White Terraces, die durch den Vulkanausbruch 1886 zerstört wurden, bis dahin aber als Naturwunder zählten und auch zum Baden genutzt wurden. Das gesamte Waimangu-Tal ist in Folge des Vulkanausbruchs entstanden. Vorher waren hier Hügellandschaften ohne vulkanische bzw. geothermale Aktivitäten. Die Terrassen sind vollständig im See versunken.
Da ich nichts verpassen wollte, bin ich nach der Überwanderung noch einmal den „regulären“ Laufpfad zurück gegangen, was sich als eine gute Wahl heraus stellte – ich hätte sonst einige schöne Dinge nicht gesehen. Blöd nur, dass ich dann auch wieder zurück zurück musste und nun bereits alles kannte. Ich hatte nun etwa die Hälfte der Strecke durch Waimangu hinter mich gebracht, es blieben allerdings nur noch wenige Sehenswürdigkeiten übrig, so dass mich zumindest das letzte Drittel des Weges doch etwas enttäuscht hat. Es gab nochmal eine schöne Sicht auf einige Terrassen (die wohl den Pink and White Terraces sehr gleichen, nur eben viel kleiner sind) aber das war es dann auch schon fast. Auch der See am Ende hat mich nicht umgehauen und da ich den Bus zurück gerade um 2 Minuten verpasst hatte, saß ich nun 50 Minuten am See und wartete auf den nächsten (in der Zeit hätte ich zwar vermutlich auch zurück laufen können, aber ich wollte mir die Busfahrt nicht entgehen lassen). Obwohl das Wetter recht gut war, wurde es irgendwann doch recht kalt. Und ich habe die Bekanntschaft mit etwas ganz garstigem gemacht: Sandmücken.
Zuerst war ich etwas irritiert über die Vielzahl kleiner schwarzer Fliegen, die unseren Obstfliegen sehr ähnlich sahen. Irgendwann spürte ich allerdings einen seltsamen Schmerz am Bein und erblickte mehrere kleine Stellen, die nach Stichen aussahen. Ich war irritiert, Mücken hatte ich gar nicht gesehen. Die kleinen Obstfliegen? Ich wartete, bis sich die nächste auf mein Bein setzte und als es zwickte versuchte ich sie wegzuschnippen – leider hing ihr blutrünstiges Gebiss noch in meinem Bein fest, so dass ich ein zweites mal energischer schnippsen musste, bis sie endlich weg war. 😀 Und tatsächlich: Bissspuren. Die fingen recht schnell an, auf enorme Größe anzuschwellen und juckten vereinzelt. Abends habe ich recherchiert, was mich da gebissen hat und bin so auf die Spur der Sand Flies gestoßen (sie kommen langsam auch nach Deutschland, allerdings als gelbe Sorte). Eine Woche später sehe ich immer noch furchtbar an den Beinen aus, ich gehöre also zu den Menschen die doch ziemlich stark auf diese netten Gesellen reagieren. Ich bin nun also gewarnt. Bleibt mir fern ihr Biester!
Die Busfahrt zurück bot nochmal einige interessante Ausblicke, die man vom Wanderweg aus so nicht hatte. Im abschließenden kleinen Shopbummel habe ich meine ersten beiden Souvenirs gekauft – einen kleinen Schafmagneten für meine Souvenir-Magnet-Sammlung und einen Anstecker für Juliane, weil der mich so schön an die Wandermarke erinnert hat, die ich von ihr geschenkt bekam. Yay, Geschenke!!
Nun musste ich mich aber ganz schon beeilen, Addison noch rechtzeitig von der Schule abzuholen und zum Tanzunterricht zu bringen bevor ich dann nach Hause fuhr und nach einer Unterkunft für Tauranga suchte, um dort mein Wochenende zu verbringen. Schon mal vorweg: ich fand keine freie Couch und bin statt dessen in Matamata gelandet. Davon aber mehr im nächsten Beitrag.
Und noch schnell die Google Maps Info:
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