Am nächsten Morgen wachte ich so früh auf, dass ich nach dem Sonnenuntergang vom Vortag nun auch direkt den Sonnenaufgang erleben konnte. Es war traumhaft. Ein wunderschönes Orange stand am Himmel nebst ein paar fluffigen Wolken. Ich beschloss, eine kleine Wanderung auf einen nahegelegenen Berg zu machen, um noch mehr vom Sonnenaufgang zu sehen. Obwohl das Wetter am frühen Morgen toll aussah, zog es sich direkt nach dem Sonnenaufgang zu und als ich oben ankam, erwarteten mich Wind und Wolken. Ein klasse Ausblick, aber ich wurde fast weggeweht und die Wolken verhießen nichts Gutes.
Beim Abstieg konnte ich mal wieder mit Marco telefonieren und zurück im Hostel sogar noch mit den letzten kostenlosen MB (meist sind nur 50MB-200MB pro Nacht inklusive) ein paar Minuten skypen, bevor ich um 10 Uhr aufbrechen musste. Vorher gab es aber noch ein tolles Rührei-Frühstück (dafür musste ich nach meiner Wanderung gute 10 Minuten vor dem Supermarkt warten, ich war nämlich einfach zu früh unterwegs und die Geschäfte waren noch geschlossen). Frisch gestärkt machte ich mich auf, meinen „Sportwagen“ weiter spazieren zu fahren. Mittlerweile hatte es zu regnen begonnen aber ich war trotzdem in Erkundungsstimmung. Ich entschied also, nicht in die stark angepriesenen heißen Quellen zu gehen sondern direkt loszufahren. Die Küstenstrecke kannte ich ja bereits, so dass ich diesmal einen Umweg über den Bergpass machte. Trotz zwischenzeitlichem Starkregen hatte ich super Laune und das Fahren machte richtig Spaß (war manchmal aber auch etwas ermüdend wenn man so gar nichts sah). Ich hielt mal hier, mal dort – wo ich eben kleine Schilder zu Sehenswertem fand und entdeckte so einen kleinen Wasserfall, eine Weka-Familie (das sind flügellose Vögel ähnlich den Kiwis) und eine ziemlich coole Schwingbrücke von über 100 Metern Länge. Eigentlich wollte ich mir die Brücke nur mal anschauen, aber schon hatte ich $10 bezahlt und nun musste ich natürlich auch drüber laufen (Gulp! Es wackelte wie verrückt! Mir war sehr mulmig und ich hatte Angst, die Kamera in den Fluss zu werfen).
Über die Schwingbrücke konnte man zu einem alten Goldgräberlager gelangen und ich lief begeistert den Rundweg ab. Der Rundweg umfasste so ziemlich die gesamte Insel (ja, es war eine Insel und ja, ich musste auf dem Rückweg schon wieder über diese wackelige Brücke und hab mich gefragt „Waaaaaruuuuum?!?!?“) und natürlich nahm ich jeden kleinen Seitenweg mit. An diversen Markierungen sah man, wie hoch das Wasser hier manchmal steht – teilweise so hoch, dass die ganze Insel geflutet wird. Das Wetter wurde indes immer schlechter, so dass es in Strömen schüttete, als ich zum Auto zurück kam. Mein Tagesziel St. Arnaud am Nelson Lakes Park wurde somit völlig uninteressant, denn für eine Wanderung war es mir nun zu ungemütlich und zum Schlafengehen war es am frühen Nachmittag auch noch zu zeitig. Ich entschied also, Richtung Blenheim weiter zu fahren und somit am nächsten Tag einige Kilometer zu sparen.
A propos Kilometer. Ich wusste mittlerweile, dass es auf meiner Strecke wenig Tankstellen gab und die nächste Tankstelle nach Saint Arnaud erst gut 90km später – kurz vor Blenheim – kommen würde. Meine Tankanzeige war nach rund 350km bereits auf unter 1/4 gefallen, so dass ich nun etwas verunsichert war, ob ich es noch bis nach Blenheim schaffen würde. Ich fuhr also an die Tankstelle in St Arnaud heran und war schockiert, dort Preise von rund 25 cent mehr als an anderen Tankstellen vorzufinden (über $2,20 pro Liter!!!). Einmal grob die Kilometer überschlagen, schmiedete ich den Plan „Das wird schon und wenn innerhalb der nächsten 30km die Tanklampe anspringen sollte kann ich ja auf alle Fälle auch wieder zurück fahren“ und beschloss, diesen Wucher nicht zu unterstützen. Nur um sicher zu gehen, fuhr ich von nun an ausschließlich im Eco-Modus und schaffte so die ganzen 150km bis nach Picton ohne Nachzufüllen. Auf die letzten paar Meter sprang dann die Tanklampe immerhin doch noch an – aber zum Glück habe ich nicht an dieser völlig überteuerten Tankstelle nachgefüllt! Seitdem bin ich übrigens ein großer Toyota Corolla Fan. Eco-Modus und Sportschalter haben mich einfach überzeugt! Da war es quasi nur noch ein Bonus, dass sich der Wagen toll fuhr und von Anfang an wie persönlich angepasst anfühlte.
Ich fuhr also erfolgreich weiter Richtung Blenheim, fuhr etwa 3 mal durch Blenheim durch und stellte dann enttäuscht fest, dass diese Stadt scheinbar kein einziges freies Hostel mehr für mich hatte. Ich checkte Verfügbarkeiten online, fuhr persönlich vorbei und telefonierte. Nichts. Blenheim wollte mich einfach nicht. Zum zweiten Mal an diesem Tag beschloss ich, dann eben weiter zu fahren. Und nachdem ich im regnerischen St Arnaud beschlossen hatte, gerne wieder im Hostel zu schlafen, führte mich mein Weg so doch an einen Campingplatz. Und dort angekommen war ich im Himmel.
Der Zeltplatz war ganz nah am Meer gelegen. Direkt am Strand sah ich eine traumhafte Landschaft vor mir. Ich wanderte einen Berg hoch um mir von dort oben den Sonnenuntergang anzuschauen. Die Welt meinte es einfach gut mit mir und hat mich tausendfach dafür belohnt, dass ich mich für diesen Campingplatz entschieden habe statt für teuer Geld eine Unterkunft zu buchen. Die Nacht im Corolla war zudem erstaunlich gemütlich und auch nicht kälter als die Nacht im Van (wo ich immerhin eine Decke hatte, die fehlte diesmal). Also alles richtig gemacht.
Eine lustige Sache noch: Als ich gerade von meinem Sonnenuntergangsspaziergang kam und mich in mein Bettchen-Sitz legte, hüpfte plötzlich ein komischer Schatten über mein Auto. Opossums?! Knabbern die eigentlich auch Autos an wie Marder? Marder gibt’s hier ja auch, vielleicht war es auch ein Marder…!? In den Bäumen vor mir hüpfte es indes munter weiter. Ich wollte also lieber nicht mehr direkt am Waldrand parken, legte den Rückwärtsgang ein und war dann wusch wusch 10m weit weg. Wer weiß, wie mein Auto sonst am nächsten Tag ausgesehen hätte…
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