Am nächsten Tag wachte ich zeitig auf, war aber zu faul, irgendwas zu tun. Mir war kalt. Und nicht mal das Meer konnte mich locken (kurz vor der Abfahrt habe ich ihm aber tatsächlich noch einen kleinen Besuch abgestattet). Statt dessen sortierte ich endlich mal den Rest meiner ganzen Prospekte aus, machte Fotos von Dingen, die ich noch behalten wollte (und einige davon habe ich tatsächlich später wieder angeschaut) und habe einen panischen Anruf vom Autovermieter erhalten, ob ich das Auto denn pünktlich abgeben würde. Oh man. Stress ohne Ende. Ich sagte ihm, dass ich bereits auf einem Campingplatz eine Stunde von Christchurch entfernt sei (was er so verstand, dass ich in einer Stunde in Christchurch sein würde…) und fuhr dann so los, dass ich gegen 12 Uhr ankommen würde.
Die Fahrt nach Christchurch verlief ohne Komplikationen, aber IN Christchurch war die Hölle los. Straßen waren massenweise gesperrt (zum Einen wegen Unfällen, zum Anderen wegen Baumaßnahmen), es gab diverse Umleitungen und Google wusste irgendwann gar nicht mehr wo ich war – und verweigerte mir seine Dienste. Ich hab es trotzdem mit grobe-Richtung-anpeilen geschafft, den Abgabeort zu finden. Und immerhin war mein Kontaktmann vor Ort wieder sehr freundlich und begeistert, dass an diesem Tag alle rechtzeitig das Auto abgaben. Nachdem ich das Auto also los war, stand ich nun erst einmal 4 Stunden ohne Auto da (denn eigentlich wollte ich den Van um 17 Uhr abgeben und um 17:30 Uhr den nächsten direkt wieder einsammeln). Dass ich zu schwach für meinen Rucksack war habe ich ja bereits in Wellington festgestellt, durch geschicktes Packen konnte ich diesmal allerdings alle sonstigen Tüten und meinen Tagesrucksack komplett im Reiserucksack verstauen und damit war es halbwegs erträglich. Ich fühlte mich wie ein Pack-Gott. Hehe.
Christchurch wurde 2011 von einem großen Erdbeben verwüstet und bis heute streiten Versicherungen und Regierung, wer für den Schaden aufkommt. Dementsprechend viel wird noch immer aufgebaut (oder ist noch völlig kaputt), so dass überall Kräne herumstehen und ein geschäftiges Arbeiten zu sehen ist. Ich kam am Re:Start Einkaufszentrum vorbei, das sieht eher aus wie ein Markt und besteht ausschließlich aus Containern (die sind bunt angemalt und damit sieht es fast wieder cool aus). Das eigentliche Einkaufszentrum wurde auch hier noch nicht wieder aufgebaut. Mein Weg führte mich an weiteren Baustellen vorbei zum Botanischen Garten und dem Museum, in dem ich endlich meinen Rucksack loswerden und mich entspannt für 2 Stunden umschauen konnte. Besonders bemerkenswert war dort das Haus aus Paua-Muscheln, die in Neuseeland weit verbreitet sind. Es war also einmal um 1950 ein Mann, der andauernd Paua-Muscheln mit nach Hause brachte und seine Frau war nur allzu verzweifelt, wo diese ganzen Muscheln denn hin kommen sollten. Sie fingen also an, alle Muscheln an die Tapeten zu hängen und hatten irgendwann ein Haus, das von Innen komplett mit Muscheln ausgestattet war. Andere Leute fanden das spannend, so dass sie ihr Haus als Museum öffneten. Das Haus wurde mit Hilfe der Kinder des besagten Ehepaares und alten Fotos dort im Museum wieder nachgebaut. Interessant anzusehen, wäre das trotzdem keine Deko für mich.
Nachdem ich mit dem Museum fertig war, schulterte ich wieder meinen Rucksack und machte mich auf Richtung Flughafen, um meinen nächsten Mietwagen abzuholen. Die Fahrt mit dem Bus dauerte 45 Minuten, so dass ich gemütlich durch den Botanischen Garten zur Bushaltestelle schlenderte. Gerade an der Straße gegenüber der Bushaltestelle angekommen, fuhr mein Bus an mir vorbei. 5 Minuten zu früh?!? Und leider fährt der nur alle halbe Stunde. Ich stellte mich also entnervt und etwas verzweifelt an die Bushaltestelle und wurde spontan von einem netten Neuseeländer aufgemuntert (der meinte, dass er mich gern zum Flughafen fahren würde, wenn er keinen Termin hätte). Nach einigen Minuten Warten kam wie von Zauberhand ein zweiter Bus. Das davor war demnach scheinbar einfach nur der verspätete vorherige Bus gewesen, der gar nicht bis zum Flughafen fuhr (nur jeder zweite Bus auf dieser Linie fährt bis zum Flughafen), also hatte ich doch noch einmal Glück gehabt. Diesmal ging alles gut, ich quälte mich wieder einmal mit meinem Gepäck, das auch in Christchurch nicht in den Bus passte, auf einen der Sitzplätze und fuhr und fuhr und fuhr.
Und kam irgendwann an. Spazierte zum Budget-Counter. Und nahm meinen traumhaften Toyota Corolla entgegen. Und fühlte mich wie Gott auf der Straße. Im Gegensatz zum Campervan bot dieser Wagen nämlich einen unglaublichen Comfort und sogar – ohja – einen Sportschalter! Spontan entschied ich, erst einmal Richtung Hanmer Springs loszufahren und dann zu überlegen, welchen Campingplatz ich in dieser Nacht aufsuchen sollte. Nach rund einer Stunde Fahrt in meinem Sportwagen (ich hatte mittlerweile festgestellt, dass auch so ein „Sportwagen“ seine Grenzen beim Überholen hat) entschied ich, heute vielleicht doch mal in einer Unterkunft statt auf einem Campingplatz zu nächtigen und fand so online ein tolles Hostel, in das ich mich auch gleich einbuchte. Die Kälte von der Campervan-Nacht hing mir einfach noch immer in den Knochen.
Gegen 20 Uhr kam ich bei der Unterkunft an – gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang. Das Zimmer hatte ich vorerst (und da die angekündigte Dame nicht erschien auch die ganze Nacht) für mich allein – allerdings musste ich für das Bad ins Haupthaus gehen. Eine Küche gab es auch, so dass ich direkt los spazierte und in einem kleinen Shop Nudeln, Tomate und Knoblauch organisierte und so ein unglaublich gutes Abendessen zaubern konnte (nach fünf Wochen endlich wieder selbst kochen! Ein tolles Gefühl). Da im Hostel auch noch nette Menschen unterwegs waren, konnte ich mich noch nett unterhalten, bevor es ins Bett ging.
So ließ es sich an diesem Tag mit einem vollen Bauch in einem warmen Bett und schönen Gedanken besonders gut schlafen. Ein weiterer Lichtblick!
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