Nach diesem schönen Sommertag in Wellington startete nun endlich meine Reise auf die Südinsel. Ich hatte meine Fahrt am Vorabend spontan auf Couchsurfing eingestellt, falls sich mir jemand anschließen wollte, aber leider meldete sich niemand, so dass ich darauf hoffte, jemanden auf der Fähre aufzugabeln. Mein Tag startete früh, denn um 8:15 Uhr musste ich bei der Fähre einchecken, so dass ich um 7:30 Uhr bei Magda aufbrach. Irgendwie habe ich es geschafft, mich mit meinem ganzen Gepäck in den absolut vollen Bus zu quetschen (die Busse sind definitiv nicht breit genug, um mit einem Reiserucksack dort durch zu spazieren, abstellen konnte ich den Rucksack auch nur auf meinem Schoß weil sonst niemand mehr den Bus hätte verlassen können und nicht ein einziger Doppelplatz frei war… es war sehr ungemütlich). Die letzten 800m zur Fähre musste ich zu Fuß zurücklegen und dachte, dass das überhaupt kein Problem wäre. Weit gefehlt. Ich habe zum ersten mal schmerzhaft erfahren, wie schwer sich so ein Rucksack wirklich anfühlen kann und wie beschwerlich eine Reise ist, wenn man zu schwach ist, sein Gepäck zu tragen. Kann ja keiner ahnen, dass ich trotz tollem Wandertraining immer noch schwächlich bin.
Mit diversen Verschnaufpausen kam ich gegen 8:25 Uhr an der Fähre an und war heilfroh, meinen Rucksack nun jemand anderem zu überlassen. Man gibt sein Gepäck bei dieser Fähre nämlich tatsächlich wie bei einem Flughafen ab (und bekommt es am Ende auch genauso auf einem Rollband wieder, nur die belastenden Sicherheitskontrollen entfallen) und hat dann nur sein Handgepäck auf der Fähre dabei. Die Fähre wirkt erst einmal riesig und bietet Platz für x Menschen und y Fahrzeuge. Zum Glück gab es gemütliche Sitzplätze, denn wir hatten ziemlich Seegang und mir war so schlecht, dass ich nur die Augen schließen konnte und hoffte, dass es schnell vorbei sein würde. Die Tabletten gegen Reiseübelkeit, die ich in Rotorua teuer gekauft hatte, konnte ich definitiv nicht benutzen, sonst hätte ich danach nämlich kein Auto mehr fahren können und hätte den Tag auf dem Parkplatz in Picton verschlafen (die Dinger machen mich absolut müde). Kennengelernt habe ich während der ganzen Fahrt niemanden. Also doch alleine Richtung Christchurch fahren.
In Picton angekommen, habe ich meinen Rucksack direkt auf dem Laufband erspäht und dann meinen Kontaktmann für den Campervan angerufen – ihn aber leider so schlecht verstanden, dass ich nicht so richtig wusste, wo er mit nun dem Auto stehen würde. Irgendwo auf dem dritten Parkplatz. Richtung Picton. Ich schulterte meinen Rucksack und lief einfach mal los. Und lief und lief. An einem Campervan kam ich zwar vorbei, aber einen „Sweet As Campers“ Aufdruck konnte ich nicht erspähen. Also lief ich weiter und als ich beim i-Site ankam, rief ich meinen Kontaktmann dann nochmal an. Ich war wirklich zu weit. Mist. Der Van, den ich vorher gesehen hatte, war es dann tatsächlich. Ich stieg in meinen Camper ein und bereits das darin sitzen war eine interessante Erfahrung für sich. Es hat sich zwar nicht ganz so komisch angefühlt wie befürchtet, war aber doch etwas seltsam, so hoch und breit zu sein. Voller Selbstvertrauensmantras (ich schaff das, ich bin super!) ging es dann vom Parkplatz runter.
An der nächsten Kurve hielt ich dann direkt wieder an. Da wollte doch tatsächlich jemand nach Kaikoura! Na dann, steig ein! Es handelte sich um einen Nils aus Bayern, mit dem ich dann direkt bis nach Kaikoura durch fuhr. Obwohl es nett war, sich mal wieder (auf deutsch) zu unterhalten wusste ich doch gleich wieder, warum ich lieber ohne Begleitung fahre. Es ist einfach entspannter (und Deutsche sind doch oft sehr distanziert, ich konnte also keinen neuen Reisefreund für mich gewinnen und war am Ende ein wenig enttäuscht).
Das Wetter war leider auch nicht so klasse, es war windig und wolkig und reichlich frisch. Das wiederum führte dazu, dass ich nicht nur die Fahrt an der Küste entlang relativ langweilig fand, sondern auch das groß angepriesene Kaikoura für mich nicht sehr ansprechend war. Allerdings gab es auf der Fahrt doch noch ein Highlight: Seelöwen!!! Jede Menge, und sie waren so süß, wie sie einfach völlig tapsig von einem Stein zum nächsten hüpften und sich auf den Felsen räkelten. Und dabei so aussahen, als sollten sie lieber immer liegen aber definitiv nicht von Stein zu Stein springen. Immerhin war das ein tolles Erlebnis. Der Rest… nunja. Meine Wanderung an der Küste Kaikouras beendete ich nach 15 Minuten wieder wegen schlechter Laune und entschied, doch direkt weiter Richtung Christchurch zu fahren. Ich hatte nämlich tags zuvor in Wellington mal wieder einen Anruf vom Autovermieter erhalten, dass ich das Auto bereits mittags abgeben müsste statt wie vereinbart um 17 Uhr (ich würde definitiv niemals bei dieser Autovermietung buchen, das war ja sowas von unkoordiniert und stressig). Da ich noch nicht so richtig wusste, wo ich nun campen könnte, sprach ich ein nett aussehendes Paar in einem Campervan an – die allerdings hatten den Van auch gerade erst den ersten Tag, konnten mir aber die tolle App CamperMate empfehlen, die mich nun höchst erfolgreich durch Neuseeland begleitet und schöne Campingplätze ausspuckt. Ich hab mir also einen Platz rund eine Stunde nördlich von Christchurch ausgesucht, wo ich meine erste Nacht im Camper verbracht habe.
Leider war das längst nicht so romantisch, wie ichs mir ausgemalt hatte. Der Camper war nämlich gar nicht so bequem, es war letztendlich ziemlich frisch in der Nacht und auch sonst hatte ich keinen Komfort gefunden, den ich irgendwie vermissen würde. Dafür war ich am nächsten Tag schockiert, wie viele Dollars ich in den Wagen füttern müsste (wohlgemerkt Diesel für $1,19 und in Summe trotzdem mehr als $40). Vom Meer habe ich außer einem leicht rauschenden Geräusch auch nichts mitbekommen, das war dann auf der anderen Straßenseite. Aber immerhin, ich wusste nun, dass ich für den Rest der Reise keinen Campervan haben wollte – es hatte also auch etwas Gutes!
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