Ein sonniger Tag in Wellington

Montag ging es nach gefühlt stundenlangem Packen, einer großen Verabschiedungsrunde, einem letzten kleinen Snack sowie einem Skype-Gespräch mit Marco auf zum Busbahnhof in Rotorua. Dort wartete eine riesige Menge Menschen auf den Bus nach Taupo, der einfach nicht kommen wollte – und das war besonders toll, da es schon den ganzen Tag wie aus Eimern goss. Um 13 Uhr sollte der Bus abfahren, um 13:10 Uhr kam endlich ein „winzig“ kleiner Bus an (ich hatte einen Standard-Reisebus erwartet, da war der Bus mit rund 8 Sitzreihen doch nur etwa ein drittel so groß, wie erwartet), in den gerade so alle Passagiere gepasst haben. Ein besonderes Highlight der Reise: Der Regen lief durch Licht- und Belüftungsvorrichtungen in den Bus. Das Phänomen begann zunächst recht weit vorne, weitete sich dann aber immer weiter auf die hinteren Sitzreihen aus. Jeder dritte Passagier wurde also schön voll getropft. Großartig! Ich war zum Glück nicht betroffen. Ich saß mal ganz hinten.

Mit „nur“ 20 Minuten Verspätung kamen wir um 14:20 Uhr endlich in Taupo an, wo der Anschlussbus nach Wellington um 14:05 Uhr hätte abfahren sollen. Hätte, zum Glück – er hat tatsächlich auf unseren Bus gewartet und rund die Hälfte der Passagiere wollte auch tatsächlich mit dem Bus Richtung Wellington weiter fahren. Diesmal in einem wie erwartet großen Reisebus, der tatsächlich auch nahezu voll war, ging es dann weiter nach Wellington. Das Wetter hielt sich beharrlich schlecht, man konnte nicht sehr weit sehen: Es war nebelig und rengerisch. Nach einigen Gesprächen mit meinem Sitznachbarn und einer dringend notwendigen Pipi-Pause habe ich mich ins Land der Träume verabschiedet. Als ich schließlich wieder aufgewacht bin – noch rund 1,5 Stunden von Wellington entfernt – strahlte die Sonne nur so um die Wette mit sich selbst. Glück gehabt, so sollte das immer sein: Augen zu und alles schlechte ist weg!

Gegen 20:20 Uhr kamen wir also – diesmal pünktlich – in Wellington an und ich habe Dank google zuverlässig den richtigen Bus gefunden, der mich zu Magda, meiner Host-Couchsuferin, brachte. Die Busfahrt zeigte mir bereits etwas von Wellington und ich war durchaus angetan. Endlich mal wieder eine Großstadt, die aber trotzdem jede Menge Natur zu bieten schien. Ein kleiner Springbrunnen auf dem Wasser, der in wechselnden Farben beleuchtet war, machte den letzten Rest des Sonnenuntergangs zu einem wirklich schönen Anblick. Die Bäume, die den Boulevard säumten, waren auch beleuchtet – ob nun absichtlich oder unabsichtlich hatte das tatsächlich etwas sehr weihnachtliches.

Magda wohnt in einem Haus mit drei oder vier weiteren Mitbewohnern (Warum ich das nicht weiß? Ich hab sie nur kurz gesehen und nie alle zusammen. Es waren definitiv zwei Männer und ich glaube zwei verschiedene Frauen. Sicher bin ich da allerdings nicht). Hier habe ich tatsächlich eine Couch gesurft, die zwar sehr schmal aber trotzdem gemütlich war. Magda und ich haben zusammen ein Bier getrunken und uns nett unterhalten (über Motorräder und Unfälle, sie fährt nämlich auch – aber auch über Fahrradfahren, Mitbewohner, usw.). Zum Abendbrot habe ich noch eine Hühnchen-Suppe mit Pilzen bekommen und ich muss sagen: Trotz der Pilze war diese Suppe wirklich sehr sehr lecker! Wir haben den Plan geschmiedet, am nächsten Morgen noch vor Magdas Arbeitsbeginn den Mount Victoria zu besuchen, so dass die Entscheidung, bald zu Bett zu gehen, durchaus naheliegend war.

Am nächsten Morgen starteten wir um 7:30 Uhr in Richtung Mount Victoria. Dies ist ein wirklich wunderschöner Park, mitten in Wellington, natürlich auf einem Berg. Die gesamte Wellington-Region scheint eigentlich nur aus Hügeln/Bergen zu bestehen. Und dieser… war mordsmäßig anstrengend zu besteigen. Die Armen Menschen, die das täglich machen, weil ihr Haus dort auf halber Höhe liegt. Magda erzählte mir von den diversen Radwanderwegen, die Wellington – auch bekannt als die Mountainbike-Hauptstadt – zu bieten hat. Sie mountainbiked regelmäßig und ich habe richtig Lust bekommen, dort ein bisschen mit dem Fahrrad herumzufahren. Ach, ich hatte ja angekündigt, Wellington mit dem Rad erkunden zu wollen – daraus wurde nichts, da der Fahrrad-Verleih leider vollständig ausgebucht war. Eine Schulklasse hatte bereits alle Räder gebucht. Naja, auch nicht so schlimm, so war ich eben zu Fuß unterwegs.

Nachdem wir den Mount Victoria Lookout erreicht hatten, haben wir uns wieder auf den Weg in die Stadt gemacht. Mit rund 30 Minuten Verspätung kam Magda dann auf Arbeit an (was aber zum Glück nicht wirklich schlimm war) und ich habe meine eigene Erkundungstour gestartet. Zunächst noch etwas ziellos, vorbei an der riesig großen Universität der Stadt, habe ich dann meinen Weg zum Cable Car gefunden – nur leider nicht zur Station unten in der Stadt sondern blöderweise direkt oben auf dem Berg, wo sich der Botanische Garten befindet. Gut, dann fahre ich halt nicht mit dem Cable Car nach oben. Pech gehabt.

Bei der oberen Station gab es ein kleines kostenloses Cable Car Museum, das ich mir zunächst angeschaut habe, bevor ich dann den ebenfalls kostenlosen Botanischen Garten durchstöbert habe. Auf meinem Weg bergab kam ich so an verschiedenen Regionen vorbei und konnte nicht widerstehen, einen kleinen Umweg durch den Bush Walk zu nehmen (ich hatte einfach schon wieder Sehnsucht nach diesen tollen Gerüchen, die der Dschungel bietet). Um kurz nach 12 kam ich wieder bei Magdas Arbeit an und wir sind gemeinsam zum Mittagessen gegangen. Ich hatte mir endlich mal wieder Pizza gewünscht und in einem nahe gelegenen Pub war ich so sehr glücklich mit einer höllisch scharfen Salami-Pepperoni-Oliven-Pizza und einem Ginger Bier (das nicht nach Bier geschmeckt hat sondern wie normales Ginger Beer, aber trotzdem alkoholisch war), das wir auf gemütlichen Sackmatten im Park vor dem Pub verspeist haben (und Magda hat bezahlt, obwohl ich ihr gerne das Mittagessen als Dankeschön ausgeben wollte). Nach der Mittagspause wollte ich zunächst einmal zum Hafen (nach einem kleinen Fresskoma saß ich dort knapp eine Stunde und habe Menschen zugeschaut, Musikern gelauscht und einfach nur ein bisschen entspannt), bevor ich dann das (auch kostenlose) riesige Museum Te Papa besucht habe. Eigentlich war das Wetter ja zu gut, um einen halben Tag im Museum zu verbringen, aber nach meinen Wanderungen am Vormittag war ich erschöpft und so war diese Option doch recht erholsam.

Das Museum umfasste viele verschiedene Ausstellungen, z.B. über Erdbeben (und wie man sein Haus erdbebensicher macht), verschiedene Tiere, Maori-Kultur, eine Fotogalerie und vieles mehr. Besonders toll fand ich, dass es immer wieder sehr lebendige Exponate gab (z.B. gab es einen Schiff-Container mit diversen Kisten, Koffern und Kram, den man nach den verschiedenen Bedrohungen für Neuseeland untersuchen sollte – dies waren z.B. Spinnen, Mücken oder Fledermäuse, teilweise hätte man dort gar keine Bedrohung erwartet aber die Erklärungen warum sie gefährlich sein können waren nachvollziehbar). Ich habe dort auch eine Website gesehen, auf der alle Erdbeben aufgelistet sind die so in Neuseeland gemessen wurden. Ich muss tatsächlich schon einige miterlebt haben, die ich allerdings nicht gespürt habe. Schaut euch das ruhig mal selbst an unter http://www.geonet.org.nz/quakes, das ist schon ein bisschen aufregend! 😀 Insbesondere für ein kostenloses Museum war Te Papa wirklich außerordentlich großartig. Man kann dort sicher mehrere Tage verbringen, wenn man sich alles in Ruhe anschaut und ausprobiert. Warum in Wellington fast alle Dinge kostenlos sind weiß ich übrigens nicht, aber toll finde ich das schon.

Gegen 17 Uhr holte ich Magda wieder von Arbeit ab und diesmal bummelten wir noch etwas durch die Stadt (ich musste ja zumindest noch das Parlament, genannt Beehive, von außen sehen). Danach haben wir uns einem Pub-Quiz angeschlossen – bei genau einer Frage konnte ich helfen. Es ging um ein Dessert, das dem deutschen Wort für „Whirlpool“ entspricht. Erst in diesem Zusammenhang habe ich gelernt, dass das, was wir als Whirlpool kennen, ein Spa bath (oder Jacuzzi) ist und whirlpool eigentlich was heißt? Genau, Strudel!

Bevor es dann ins Bett ging, haben wir noch ein wenig über einem Cider gequatscht (diesmal durfte ich endlich bezahlen) und ich muss sagen: Der gesamte Aufenthalt in Wellington war großartig. Magda war wirklich super und ich habe mich rundum wohl gefühlt. Wellington ist definitiv eine Stadt, zu der ich nochmal wiederkehren werde. Gezwungenermaßen, denn ich muss ja irgendwie wieder auf die Nordinsel kommen, nachdem es nun zur Südinsel geht – aber ein weiterer Stopp ist durchaus erwünscht. 🙂

An dieser Stelle möchte ich mich noch kurz für den extrem langen Post und die riesige Menge an Bildern entschuldigen. Es fiel mir einfach schwer, es kürzer zu halten, da ich so unglaublich enthusiastisch war.

 

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