Sanctuary Mountain, Blue Spring und der Halloweenabend

Nach einer sehr angenehmen Nacht wachte ich am nächsten Morgen mit Erkältung auf. Diese hält sich übrigens beharrlich… Was vermutlich daran liegt, dass ich versuche sie zu ignorieren und weg zu wandern. Mit Migräne funktioniert das ausgezeichnet: Morgens mit Kopfschmerzen aufstehen, einige Stunden wandern und weg sind sie. Ich war also optimistisch, mit der Erkältung genauso zu verfahren – aber leider verhielt die sich anders. Das würde ich aber erst im Laufe des Tages feststellen, der höchst ereignisreich war. Fangen wir mal an…

Nach dem Aufstehen haben Phil und ich noch etwas gequatscht, bevor er (wieder, es war nur seine Frühstückspause) zur Arbeit musste. Ich hatte also den ganzen Tag Zeit, irgendwas tolles zu unternehmen. Nach kurzer Recherche entschied ich mich für Mt Maungatautari, auch bekannt als Sanctuary Mountain (was ich mir zumindest viel leichter merken kann). Hier erstmal eine kleine Einschätzung der Maori-Sprache meinerseits: Warum nur muss alles (fast) gleich heißen – und das bei Orten, die direkt beieinander liegen?! Maungatautari und Maunganui oder zum Beispiel Rotorua, Rotoiti und Rotoma – ich bin andauernd verwirrt, weil ich gefühlt schon wieder an den selben Orten bin. Ganz zu schweigen von den diversen Blue und Green Lakes die mir nun über den Weg gekommen sind, selbst Wairere Falls habe ich nun schon zwei in unter 100km Entfernung zueinander entdeckt. Das ist so, als würde ich die ganze Zeit Äpfel und Birnen lesen… Nur mal als Äpfal und Brinen, Äplef und Birnun oder Äpflu und Birnie geschrieben. Okay, genug gejammert. Auf zum Sanctuary Mountain.

Der Sanctuary Mountain Maungatautari bietet mehrere geschützte Gebiete, in denen Pflanzen und Vögel ohne den schädlichen Einfluss der Pest-Tiere (also schädliche Tierchen) leben können. Dies wird dadurch erreicht, dass das Gebiet mit einem speziellen Zaun umzäunt wurde, unter dem die Tiere weder durch kriechen noch drüber klettern können. Oben befindet sich eine Rinne, über die die Tiere nicht hinweg klettern können und im unteren Bereich ragt der Zaun noch einige cm in die Erde (quasi umgeknickt, nicht einfach in die Tiefe). Bisher sind die Tiere noch nicht dahinter gekommen, einfach einige cm weiter hinten mit dem Buddeln anzufangen. Der Zaun wird regelmäßig überprüft und sofort repariert, sollte er mal beschädigt werden, z.B. durch einen umgestürzten Baum. Im Gebiet des Berges gibt es 3 verschiedene Bereiche, die so abgezäunt wurden, wobei nur der südliche „touristisch aufbereitet“ wurde.

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So funktioniert also der Zaun: Oben eine abgerundete Rinne, über die die Tiere nicht klettern können und unten ein Zaun im Boden, unter dem sie nicht durch buddeln können.

Durch die fellfreie Zone können Pflanzen wieder wachsen, die in letzter Zeit stark durch die verschiedenen Tiere wie Opossums und Marder bedroht werden. Auch verschiedene Vogelarten haben sich in diesem Gebiet wieder angesiedelt, z.B. gibt es dort Kiwis (die ich aber Dank Nachtaktivität bisher nicht gesehen habe). Eine sympathische Mitarbeiterin erklärte mir die Funktionsweise des Zauns und ich war gerne bereit, hier ein paar Dollar Eintritt zu lassen und das Projekt zu unterstützen – auch wenn man sich ohne zu bezahlen hinein mogeln könnte, wie ich später festgestellt habe.

Als ich dann im Schutzgebiet war, fiel vor allem eines auf: Das unendlich laute Vogelzwitschern, das aus allen Ecken zu hören war. Anderen Menschen bin ich fast nicht begegnet, so dass mir ein ruhiger, besinnlicher Spaziergang bevorstand. Die Pflanzen waren typisch für Neuseeland, es gab jedoch Info-Tafeln, die mir endlich einmal die verschiedenen Bäume und Farne benannten und beschrieben. Schnell entwickelte sich der Gedanke, eine „kleine“ Pflanzen-und-Vögel-Bildergalerie zu erstellen, so dass ich alles mögliche fotografierte. (Diese folgt zu einem späteren Zeitpunkt, sonst werde ich mit diesem Beitrag nie fertig!)

Es gab auch eine Aussichtsplattform (von der aus man nicht viel sehen konnte), auf die ich mich trotz Höhenangst hoch wagen musste. Jemand anderes war ja zum Glück nicht da, also die „Maximum 20 People“ mussten mich nicht beunruhigen – wohl aber das „Flexible“ und „Some Movement“. Todesmutig wie ich bin, habe ich es tatsächlich hoch (und auch wieder regulär runter) geschafft. Und in Wahrheit habe ich auch von dem Bewegen wenig gespürt. Es war also halb so wild.

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Beruhigendes Schild am Fuße einer Aussichtsplattform. Yay…

In der Nähe der Aussichtsplattform befand sich außerdem ein Platz, an dem 3 mal die Woche eine Vogelfütterung statt findet (Samstag war natürlich kein Füttertag). Obwohl nur wenige Vögel tatsächlich angeflogen kamen, war dies ein schöner Ort, um mal ein bisschen Sonne zu tanken, auszuruhen und den Vögeln beim Zwitschern zu lauschen. Wer mag, kann sich gerne auch mal ein paar Sekunden beschallen lassen 🙂

Nach diesem erholsamen Spaziergang habe ich mich aus dem Schutzgebiet verabschiedet und mich noch kurz in der direkten Umgebung umgeschaut. Es gibt einen Wanderweg über den Berg, der allerdings mehrere Stunden Zeit in Anspruch nehmen würde. Da ich mittlerweile mit Amy vereinbart hatte, abends mit zur Halloween-Party zu kommen, blieb mir diese Zeit nicht – und allgemein fühlte ich mich auch sehr matt, nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für eine echte Wanderung. Ich hatte allerdings noch einen weiteren Plan: Blue Spring – eine Quelle, aus der rund 70% des neuseeländischen Trinkwassers stammen. Dies lag halbwegs auf meinem Rückweg (natürlich mit Absicht so geplant), so dass ich pünktlich zu Halloween zurück sein würde.

Für Blue Spring gibt es zwei Parkplätze: Whites Road und Leslie Road. Leslie Road ist näher am Blue Spring, allerdings mag ich ja Wanderungen, so dass ich zunächst am Whites Road Parkplatz anhielt. Dort lungerte allerdings ein komisches Kind bei den Autos herum. Es sah so aus, als versuchte der Junge, die Autotüren zu öffnen. Da an jedem Parkplatz immer wieder etwas von Dieben steht, hatte ich ein sehr mulmiges Gefühl und traute mich nicht so recht vom Parkplatz weg. Nachdem ich noch einige Minuten am Wasser saß, das Kind aber weiter dort alleine blieb, habe ich mich letztendlich entschieden, doch zur Leslie Road zu fahren und dort zu parken. Und siehe da: Keine Kinder.

Der Blue Spring Fluss sieht wirklich toll aus: Super klares Wasser, das das ganze Jahr bei 11°C Wassertemperatur liegt und an den Ufern überall Grün. Man kann tatsächlich im Fluss baden (und es kamen sogar einige Kinder an, die so mutig waren) – ich hab aber nicht mal den Finger rein gesteckt. Ich bin gut die halbe Strecke zum Whites Road Parkplatz gelaufen (am Loop Track bin ich umgekehrt), allerdings fehlte mir bis dahin immer noch die „Belohnung“, die es normalerweise bei einer Wanderung gibt. Es sah alles beeindruckend aus, gab leider keinen besonderen Aussichtspunkt und hat somit irgendwie ein Gefühl von „etwas fehlt“ hinterlassen. Als ich mich gerade auf den Rückweg machte, traf ich eine Gruppe Chinesen, mit denen ich mich austauschte und somit einen sehr unterhaltsamen Rückgweg hatte. Mir war schon aufgefallen, dass es außergewöhnlich viele Chinesen in Neuseeland gibt und nun weiß ich auch, warum: Neuseeland ist das einzige Land, das Working Holidays für Chinesen anbietet (zukünftig wird auch Australien ein Visum für Chinesen anbieten). Sie haben also quasi gar keine andere Wahl, wenn sie Work & Travel machen wollen. Mir wurden außerdem die McLaren Falls empfohlen, um mir Glühwürmchen anzuschauen. Am Parkplatz angekommen, verabschiedeten wir uns und ich fuhr zurück nach Rotorua, um gerade noch pünktlich zum Halloween-Abend zu kommen.

Kaum zu Hause, ging es also gleich weiter Richtung Halloween-Veranstaltung (nein, ich habe mich nicht verkleidet, aber zumindest die Mädels waren verkleidet). Eigentlich wollten wir die Veranstaltung in Rainbow Springs besuchen (dort gibt es diverse Vögel und vor allem Kiwis), allerdings war die Schlange so lang, dass wir nicht einmal sicher waren, ob wir vor Veranstaltungsende hinein kommen würden. Viele nutzten daher die Alternative Minigolf, bei der auch wir uns anschlossen. Auf dem Minigolf-Gelände gab es übrigens reichlich Kaninchen – warum auch immer, aber sie waren putzig wie sie so durch die Gegend hoppelten, manchmal auch über die Bahnen. So spielten die Kids eine Runde Minigolf und obwohl alle etwas traurig waren, dass der Rainbow-Springs-Abend ins Wasser gefallen war, war es doch ganz schön. Auf dem Heimweg gab es dann tatsächlich noch McDonalds Essen, was die Kids sehr erfreute und tatsächlich fand ich den Big Mac leckerer als in Deutschland.

Wow, das war ein langer Tag! Da ich mich echt nicht mehr fit fühlte, huschte ich auch alsbald ins Bett und schlief wie ein Stein.

Huch, da hätte ich doch fast Google Maps vergessen…

Sanctuary Mountain:

Blue Spring:

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